27.09.2016 00:58
sbm
Ich habe für mich ein Problem und würde gern wissen, wie ihr darüber denkt. Folgende Situation bei einem Skatturnier: Ein Mitspieler steht nach 7 verlorenen Spielen mittlerweile mit 350 Spielpunkten in den „Miesen“. Er hat diese Spiele nicht bei passe passe bekommen, sondern immer nach höherer und hoher Reizung. Darauf angesprochen wird Folgendes verkündet: Der angesprochene Spieler ist selbst Schiedsrichter und weiß, was die Regeln besagen. Deshalb müsse ein Spieler, unabhängig von seinem Punktestand, seine Spiele, die aus seiner Sicht eine Gewinnchance haben, ausreizen. Ansonsten wäre das unfair gegenüber den anderen Turnierteilnehmern.
Wenn das stimmt (und es hört sich einigermaßen logisch an), dann dürfte doch bei keinem Off- oder Online-Turnier jemand gesperrt werden, wenn er trotzdem noch reizt, obwohl er Null-Chance auf einen Preis hat.
Mehr noch: Der punktemäßig stark angeschlagene Spieler müsse seine Spiele reizen, um sich Skatregelkonform zu verhalten. Das heißt aber auch im Umkehrschluss, dass diejenigen, die eher eine defensive, vorsichtige oder wie auch immer zu beschreibende Art des Reizens haben, sich nicht regelkonform verhalten.
Ich selbst reize immer meine Spiele (auch wenn ich einige nicht erkenne, aber das steht auf einem anderen Blatt), wenn ich aber mehrere verloren habe und ein Preis in Mondnähe gerückt ist, halte ich mich zurück. Habe ich ein 100prozentiges Spiel, reize ich auch durch, keine Frage. Aus meiner Sicht verhalte ich mich dann fair, verstoße aber gegen die Regeln und habe ein Dilemma: Entscheide ich mich für die Moral oder das Recht.
Oder habe ich einfach nur einen Denkfehler?
27.09.2016 19:12
Rehlein
Es ist mir neu, dass überhaupt gereizt werden MUSS .
Wenn ein Spieler meint, er hat ein gewinnbares Spiel, so soll er es versuchen. Allerdings geht man davon aus, dass bei mehrmaliger Bruchlandung die Idee aufkommen sollte, dass man doch vllt etwas überlegter agiert.
Mir wurde einmal geschrieben - und das finde ich durchaus nachvollziehbar - dass, wenn man sich dem Ende der Serie nähert und wirklich keine Chance auf einen Preis in Aussicht steht, man ein riskantes Spiel nicht mit Gewalt an sich ziehen sollte und somit dem Gegenspieler sein Gewinnspiel abreizen.
Also ist diesbezüglich von Moral zu sprechen.
RECHT kann man es kaum allen machen; Diplomatie ist oftmals gefragt.
LG
27.09.2016 20:21
buecherwurm
ja smb, wenn ich denke ein spiel zu gewinnen, reize ich es natürlich, auch wenn ich schon zig minuspunkte habe, muss eben mehr gereizt werden, wenn mich der ein oder andere des "abreizens" beschuldigt, kann ich damit leben und hier im fun kann man immer was riskieren, was man in "echt" nicht machen würde, immer gb
27.09.2016 20:22
buecherwurm
sorry hab dein nick falsch geschrieben
27.09.2016 21:54
Welfenprinz
Frag den mal, wie lange sein Schiedsrichterausweis schon abgelaufen ist, wenn er noch gültig ist, sollte er ihn schleunigst abgeben. Die Aussagen sind komplett d umm und dürften in einigen Fällen auch gegen das FairPlay verstossen. Hier http://www.dskv.de/upload_user/skatgericht/PDF/ISkO.pdf kannst du alles nachlesen. Das ist zwar nicht die aktuellste Fassung, aber die Änderungen sind eigentlich belanglos.
01.10.2016 11:45
JohnundHenry
Scheinbar ganz einfache Erkenntnisse aus einem Vierteljahrhundert Turnierskat:
1. Es gibt sehr verschiedene Spielertypen. Die Begriffe Abreizer und Maurer werden inzwischen ja immer mehr durch die zutreffenderen Offensiv- und Defensivspieler ersetzt.
2. Es gibt verschiedene Turnierarten und damit ganz verschiedene Spielziele.
3. Aus 1 und 2 folgt, dass grundverschiedene Reizverhalten ihre vollkommene Berechtigung haben.
4. Grenzen gibt es zweifellos. In solchen Fällen (z. B. auflaufen lassen mit 4 Buben) dann wegen unfairem Spiel auch mal massive Schritte einzuleiten, wird jeder verantwortungsvolle Veranstalter machen; aber eben nur in solchen sehr seltenen Fällen.
Meine zusammenfassende Meinung: Wer "inflationär" sich öfter über das Reizverhalten anderer beschwert - weil es sich von seinem eigenen unterscheidet oder ihn um Chancen bringt - der erschwert damit nur das Aufspüren wirklicher unfairer und nicht mehr zu tolerierender Reizer, die Offensive und Defensive unerlaubt übertreiben.
Für Fußballer: 1982, WM, Deutschland - Österreich 1 : 0 "Die Schmach von Cordoba". Das war kein Fußballspiel mehr!
Und Reizen und Passen gehört zum Skatspiel. Ebenso wie die indivuelle Risiko- und Spielzielabwägung.
02.10.2016 10:11
reinhard480
sehr verständlich geschrieben Danke !